Das Wasser der Dusche ist kochend heiß. Ich muss aufpassen, dass ich mir nicht die Finger am offen verlegten Zuleitungsrohr der Heißwasserleitung verbrenne. Das heiße Wasser ist in allen Campingplätzen in Finnland mindestens 80 Grad heiß. Daher gehe ich überall sehr vorsichtig mit der Mischung kalt-heiß um. In dem sehr einfachen Platz sind die Sanitäranlagen in teilweise primitiven Holzhütten untergebracht. Es reicht um sich frisch zu machen und in der Küche Wasser zu kochen und einigermaßen „mückenfrei“ zu frühstücken. Wichtig ist immer, genügend Frischwasser mitzunehmen. Das ist nur an einem Wasserhahn auf dem Platz möglich. Da der Campingplatz unmittelbar an der Fernstraße 4 liegt, sind wir schnell auf der Strecke und können von dieser verkehrsreichen Straße bald auf gut ausgebaute Fahrradwege und unmittelbar daneben führenden Nebenstraßen Richtung der Stadt Kemi fahren. Hier essen wir nicht nur hervorragend und günstig in einem vietnamesischen Restaurant mit Buffet, sondern wir finden, nach sehr freundlichen Hinweisen, ein gut sortiertes Fahrradgeschäft. Hier erhält Heiner endlich den langersehnten passenden Vorderradmantel für sein in der Stadt Raahe erworbenes neues Vorderrad. Unbeschwert fahren wir der finnisch-schwedischen Grenzstadt Torneo entgegen. Dort verläuft im Fluss Torneälven die Grenze. Der teilt sich so vor der Mündung in die Ostsee auf, dass Torneo auf einer Insel liegt. In der Stadt Haparana auf der schwedischen Flussseite fällt der sehr moderne neue Grenzbereich ins Auge. Beim Blick weiter nach Schweden ist unverkennbar die „Ikeasäule“ mit neuen Einkaufsmärkten zu erkennen. Auf Jürgens Karte und meinem Navi ist sowohl im finnischen Torneo wie auch auf der anderen Flussseite in der schwedischen Grenzstadt Haparanda ein Campingplatz auszumachen. Wir entschieden uns für Haparanda, da wir in Schweden dann gleich Kronen im Geldautomaten ziehen können und in der Stadt nach einer besseren Straßenkarte mit Campingplätzen Ausschau halten können. An zwei Banken ist der Geldautomat außer Betrieb. Die Suche nach dem Campingplatz scheint einfach, da er auf dem Navi wie auch auf der Karte etwas flussabwärts eingezeichnet ist und ab Ortsmitte sogar Hinweisschilder zu sehen sind. Jedoch weit gefehlt. Auf dem vermeintlichen Campingplatz stehen mehrere neue 5-stöckige Blocks, die nicht bewohnt scheinen. Wir fragen Passanten und erhalten die Antwort, dass vor einem Jahr die Campinganlage abgebrannt sei. Kurz entschlossen übernachten wir auf einem frisch gemähten Wiesenstreifen, der nicht zu einem benachbarten Grundstück mit alten Booten und Wohnwagen gehört. Die freundlichen Passanten ermunterten uns dort zu übernachten, da dies eine öffentliche Wiese ist und freies Campen erlaubt sei. Entschieden – getan; aber die Mückenplage bereitet uns, trotz Sonne und Flusslandschaft im Hintergrund, keine Freude. Vorräte fürs Abendessen sind genug vorhanden. Heiner zieht sich schnell ins Zelt zurück und Jürgen und ich fangen die Umgebung mit Fotos bzw. Videos ein. Die wenigen Male, die wir bisher „wild“ gecampt haben, schlief ich immer sehr unruhig. Diesmal nicht. Kaum im Schlafsack war ich im Land der Träume.








