Natürlich ist es nicht ruhig auf einem so großen Campingplatz, aber wenn du über 100 km in anspruchsvollem Terrain gefahren bist, gut gegessen und Oropax in den Ohren hast, schläfst du wie ein Murmeltier. Glücklicherweise sind Campingplatznutzer Langschläfer und so haben wir am Morgen die Küche nahezu für uns. Zum Frühstücken bevorzugen wir die außen stehenden Tische und Stühle, so dass wir auch nur Kaffeewasser kochen müssen. Schnell wird zusammengepackt, da der Trubel dann doch schon langsam wieder anfängt, denn kleinere Kinder halten sich nicht an die Gewohnheiten von Campern und während wir frühstücken, werden bereits Kinder vor einen Fernseher gesetzt, damit die Eltern noch Ruhe haben. Den Übernachtungspreis zahle ich bei der Abfahrt und kann mir passende Bemerkungen nicht verkneifen, auch wenn wir hier einfach fehl am Platz waren. Aber die nächste Möglichkeit auf unserer Route, an der wir heute vorbei fahren, liegt noch mal rund 25 km weiter und dies hätten wir gestern nicht mehr geschafft. Auch nicht, weil uns wieder ein ständiges Rauf und Runter, aber auch eine landschaftlich sehr abwechslungsreiche Tour erwartet. Dies müssen wir uns aber auch nahezu ausschließlich über Schotterstraßen erkämpfen. Ich wundere mich, dass unsere mit 6 bar aufgepumpten Reifen dies problemlos mitmachen. Der Schotter ist relativ scharfkantig gebrochen und sollte schon für Abrasion am Fahrradmantel sorgen. Aber wir haben ja wirkliche Spitzenqualitäten und die bleiben erstaunlich gut in Schuss. Öfter hören wir, wenn ein Stein durch das Überfahren der hart aufgepumpten Reifen zur Seite flitscht. Gefährlicher ist es, wenn uns Autos überholen oder entgegenkommen und Steine wegschleudern. Bei Abfahrten erreichen wir bis zu 45 km/h und bei Schotterstraßen gibt es dann auch schon mal unerwartete Schlaglöcher, wo man dann höllisch aufpassen, oder vorlaufend doch abbremsen muss, was immer blöd ist, da man ja gerne den Schwung für die nächste Steigung mitnimmt. Auch heute finden sich wieder alle möglichen Landschaftsformen, von kilometerlangen Waldwegen mit wechselnden Baumsorten, wobei weiterhin Birken und Kiefern überwiegen, nun aber auch Eichen immer häufiger anzutreffen sind. Die weiter im Norden überwiegenden Grasfelder weichen nun großflächigen Getreidefeldern mit einem im Vergleich zum Rheinland ungewöhnlich hohen Anteil an Hafer, der farblich leicht ins blau gehend, sich deutlich abhebt von den anderen Sorten. Je weiter wir nach Süden kommen, umso reifer ist das Getreide. Hochgewachsener Mais und bereits reifer Raps kommen hinzu. Auch die landwirtschaftlichen Höfe werden immer größer und nehmen z.T. schon Gutshofgröße an. Wie Karl-Josef schon erwähnt hat, unterscheiden sich optisch die Binnenseen kaum von Küstenabschnitten der Ostsee, die gleichermaßen bis ans Ufer mit Baumbestand versehen sind und wo Schilfgras die Ufer einnimmt. Wir stoßen bei unserer Suche nach dem richtigen Weg auf ein Schild, dass es einen Astrid Lindgrens Weg gibt. Wie uns eine dänische Mutter auf dem Campingplatz berichtet, gibt es in Vimmerby ein tolles Museum und ein Kulturzentrum, das dieser hervorragenden Kinderbuchautorin, an der auch Erwachsene Gefallen finden, gewidmet ist. In Vimmery wurde sie geboren und ist dort aufgewachsen. Die Mutter schwärmte von dem Besuch, während der 6-jährige Sohn todmüde von dem Besuch zurück gekommen ist und nur noch nach Hause wollte. Wir erleben heute etwas Ähnliches. Durch das ständige Zick-Zack kommen wir dem geplanten Ziel die Stadt Oskarshamn zu erreichen, nicht in der erhofften Zeit näher. Als wir ein Hinweisschild über die E22 nach Oskarshamn mit weiteren 32 km entdecken, macht sich Unruhe in unserer Gruppe breit, da wir dann heute wieder weit über 100 km fahren müssten. Glücklicherweise finden wir aber auf unserer Strecke in Figeholm einen Campingplatz, der nicht in unseren Karten eingetragen war. So bleibt es für Heute unter 90 km. Da wir wieder unmittelbar an einer Bucht der Ostsee mit unserer Übernachtungsmöglichkeit liegen, bestaunen wir am Abend den aufsteigenden Mond und einen in verschiedenen Blautönen changierenden himmlischen Hintergrund. Wir brauchen mittlerweile wieder unsere Stirnlampen, da wir in nur 3 Wochen vom Erleben einer immerwährenden Helligkeit, nunmehr wieder dunkle Nächte erleben. Auf dem Campingplatz erfahren wir, dass die Fähre von Oskarshamn nach Byxelkrok erst um 14:00 Uhr geht. Damit schlafe ich mit dem Gefühl ein, morgen alles in Ruhe angehen zu lassen und gemütlich die restlichen 25 km zurückzulegen.












