Auf den Campingplätzen Ölands ist die Hölle los. Wir fragen uns, wieviel Urlaub haben die Skandinavier eigentlich, dass die Plätze so gerammelt voll sind. Was mich verwundert, ist, dass genau in dieser Zeit auch Schweden im Rentenalter diese Ferienzeit nutzen, obwohl sie ja ab Mitte August mit Ende der Sommerferien es deutlich ruhiger haben könnten. Aber vielleicht ist es gerade ein solcher Rummel den sie brauchen, zum Ausgleich zum ansonsten einsamen Leben und Wohnen in zersiedelten Gegenden. Öland mit seinen Sandstränden hat da sicherlich einen besonderen Reiz. Fährt man über die Nebenstraßen ist Öland wunderschön, mit seinen größeren und vielen kleineren Windmühlen, die, wie wir vermuten, möglicherweise in früheren Zeiten als Pumpstationen für die Bewässerung der Felder gedient haben könnten. Die Insel ist angenehm mit dem Fahrrad zu befahren, da es kaum Steigungen gibt. Bis auf wenige kleinere Städte und Dörfer gibts fast ausschließlich nur Landwirtschaft. Ausnahmen bilden einige wenige Fischerdörfer und Kalksteinbrüche, die wir mehrfach antreffen. Korallenriffe und Muschelkalk aus den Urzeitmeeren sind hier wohl derart verfestigt worden, dass Kalkblöcke geschnitten und als Baumaterial verwendet werden können. Typisch für die Landschaftsgestaltung sind mit Steinmauern umgrenzte Wiesen, die zum Teil auch mit rundgeschliffenen Granitsteinen dekoriert sind. Vermutlich als Geröllmasse mit dem Rückgang der Eiszeit als Findlinge hier zurückgelassen. Von Ekerum (Nähe Rälla) als Übernachtungsplatz starten wir nach Färjestaden. Vorbei geht es an bereits erblühenden Heideflächen, zunächst über die Landstraße 136, die die Hauptverbindungsachse der Insel Öland bildet. Ca. 10 km vor Färjestaden gibt es aber eine ruhige Nebenstraße. Wir fragen uns zur unscheinbaren Ablegestelle einer Personen- und Fahrradfähre durch, da wir mit unseren Rädern nicht die 18 km lange Kalmarsundbrücke nutzen dürfen. Diese sehen wir als sehr filigran und statisch ausgeklügeltes Bauwerk nur aus der Ferne. Um auch größeren Schiffen die Durchfahrt durch den Kalmarsund zu ermöglichen, ist die Brücke festlandseitig mit einem hohen Bogen ausgeführt. Wir müssen noch etwas warten auf unsere Fähre und es wird erforderlich, uns noch etwas über zu ziehen, da seeseitig ein kalter Wind bläst und es von Osten zunehmend eintrübt. Die ganze Insel zieht sich relativ schnell zu und es sieht nach Regen aus. Auch die beiden Frauen vom Campingplatz in Ekerum, mit denen wir uns gestern Abend unterhalten hatten kommen angerollt, um die letzte Fähre um 11:00 Uhr vor der Mittagspause bis 13:30 Uhr zu nehmen. Die Überfahrt kostet rd. 5 € und dauert auch nur knapp 30 Minuten. Was wir zwar von der Insel Öland schwach erkennen konnten, stellt sich nun als Gewissheit heraus. Kalmar liegt im strahlenden Sonnenschein und bleibt auch für den Rest des Tages so. Wir können unser Glück kaum fassen. Vom Hafen führt der Weg zunächst zum königlichen Schloss. Es ist der besterhaltene Renaissance-Palast in Nordeuropa und steht auf einer kleinen Halbinsel an der Ostseeküste. Durch einen Burggraben ist er vom Festland getrennt. Etwas mehr Probleme haben wir dann die Altstadt zu finden, da wir dem Navi mehr vertrauen, als den städtischen Wegweisern. Mittelpunkt der Altstadt ist der Kalmarer Dom, der als besterhaltene Barockkirche Nordeuropas gilt und nach Vorbildern aus Italien und Frankreich im 17. Jhd. errichtet wurde. Wir bekommen noch einen kleinen Rest von einem täglich um die Mittagszeit stattfindendem Orgelkonzert mit. Es gibt 4 verschiedene Orgeln, die sich in der guten Akustik der Kirche sehr gut entfalten können. Da wir es heute gemütlich angehen, besuchen wir noch ein Café um einen Kaffee zu trinken und genießen obendrauf noch ein Stück leckeren Streuselkuchen mit viel Sahne.
Fazit: Auch Nordlandfahrer können schwelgen! Wir schlendern noch etwas durch die Einkaufsmeile von Kalmar, auch auf der Suche nach einer Einkaufmöglichkeit fürs vorgezogene Abendessen. Der Campingplatz hat nur 3 Sterne und ist somit mit einer guten Küche und Eisschrank ausgerüstet, in dem wir unser Latöl kühlen können. Der freundliche Verwalter gibt mir sogar eine WiFi-Freikarte, nachdem ich ihm versichert habe, nur 10 Minuten und keine 24 Stunden zu brauchen ergänzt durch meine Frage, warum denn nur in Schweden WiFi gebührenpflichtig ist. Auch die Campinggebühren sind hier auf dem Festland nun wieder moderat. Am Abend gibt es noch einige beschauliche Bilder vom Sonnenuntergang, bevor es dann in die vertraute Umgebung des Zeltes geht.

















