Dienstag, der 30.07.2013; heftiger Regen verhindert die Abfahrt in Kivik und dennoch schaffen wir es bis zur Südküste Schwedens und fahren durch eine mordreiche Gegend auf die Stadt Ystad zu

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32 Tage Trockenheit in Kristianstad, so berichtete uns der Fahrradhändler am Morgen des Vortages noch. Wie Heiner dann im Blog gestern bereits berichtet, fängt es schon am späten Nachmittag an leicht zu nieseln, was uns veranlasste einen schönen Küstenabschnitt vorzeitig zu verlassen und in Kivik den dortigen Campingplatz aufzusuchen. An der Küste hatten wir verschiedenartige Vögel und Enten aus der Nähe beobachten und mit dem Teleobjektiv fotografieren können. Leider hatte sich schon da die Sonne hinter einer grauen Wolkendecke verzogen. Am Abend war es dann zwar wieder trocken, aber in der Nacht regnete es fast unterbrochen durch und hielt auch bis zum frühen Mittag an. Zum ersten Mal auf unserer Tour musste ich heute Morgen im Regen aus dem Zelt rauskriechen, was schon Überwindung kostet. Glücklicherweise ist es aber gar nicht kalt und der Gang durch den Regen zur Dusche kann schon mal als leichtes Anfeuchten zum Einweichen der gegerbten Haut dienen. In der Küche bzw. im Frühstücksraum findet sich eine 5-köpfige Familie aus Stuttgart ein, die es in der Nacht im Zelt ärger getroffen hat, da der Regen an verschiedenen Stellen reingelaufen ist. Dadurch ist wohl einiges nass geworden und so wird der Vater auserkoren für die nächsten 2 Tage eine feste Unterkunft zu suchen, damit Kinder, Sachen und Zelt ausreichend Zeit zum Trocknen haben. Als er zurückkommt, erzählt er, dass er hier auf dem Platz nichts bekommen hat, aber ca. 20 km nördlich in Åhus eine Hütte mit 5 Schlafgelegenheiten. Als er zögerlich den Preis nennt, ist seine Frau entsetzt. Aber in der Hochsaison ziehen die Preise auf den Campingplätzen gewaltig an, wie wir selber ja auch schon festgestellt haben. Dies liegt sicher auch an der kurzen Saison in Skandinavien von nur ca. 2-3 Monaten, von Juni bis August. Heiner und Karl-Josef nutzen hingegen den verregneten Morgen, um „just in time“ die letzten Tage in Blogs festzuhalten. So gegen 11:00 Uhr wird der Regen weniger und wir machen uns ans Einpacken. Genau um 12:00 Uhr starten wir dann gegen Süden. Zunächst fahren wir noch auf einer sehr stark durch Reiseverkehr frequentierten Landstraße 9 zur Ortschaft Vik. Dort zweigt eine Nebenstraße ab, die jedoch mit kurzen aber sehr steilen Steigungen aufwartet. Im weiteren Verlauf müssen wir zwar noch einmal ein kurzes Stück über die 9, aber dann gibt es eine schöne Nebenstraße mehr im Landesinneren. Hier werden wir dann kurz vor der geplanten Mittagsrast noch von einem heftigen Regenschauer überrascht, den wir im Schutze einer großen Blutbuche abwarten. 10 Minuten später hört der Regen wieder auf und der Himmel klart zunehmend auf, als wir zur Burg Glimmingehus kommen. Burg Glimmingehus ist die am besten erhaltene Burg Skandinaviens und wurde 1429 von dem deutschen Architekten und Bildhauer Adam von Düren gebaut für den dänischen Ritter Jens Holgersen Ulfstand. Schon von Weitem sehen wir die parkende Autoschlange an der Zufahrtsstraße, dann an der Kasse und vor dem Eingang und beschließen weiterzufahren und stattdessen unser Mittagspicknick zu haben. Daher suchen wir uns wieder bei der Ortsdurchfahrt durch Vallby eine Kirche, da es erfahrungsgemäß dort Sitzgelegenheiten und auf dem zugehörigen Friedhof herrliche Ruhe gibt. Wir kommen durch kleinere Dörfer, mit sehr liebevoll gepflegten Häuschen und Vorgärten. Auffallend viele blühende Stockrosen und Rosensträucher in den verschiedensten Farben zieren die Gärten. Die Häuschen sind nur einstöckig und zum Großteil als ursprüngliche Bauernkaten noch bewohnt. Diese Gärtchen laden zum Verweilen und Ausruhen ein, aber sie können natürlich nicht so einfach von uns aufgesucht werden, daher nur ein kurzer Blick im Vorbeifahren. Danach geht es noch ein wenig gegen Süden und wir sind auf Sichtweite zur südlichen Küste von Schweden. Mittlerweile haben wir wieder strahlend blauen Himmel aber einen böigen und sehr heftigen Gegenwind. Über eine offene, landwirtschaftlich geprägte Gegend fahren wir auf die Stadt Ystad zu. Diese Stadt wurde in Deutschland bekannt durch schauerliche Mordgeschichten, die der Schriftsteller Henning Mankell hier passieren lässt. Sein erfolgreicher Kommissar Kurt Wallander schafft es aber immer die Mörder aufzuspüren und dingfest zu machen. Im Buch „Hunde von Riga“ verliebt Kurt Wallander sich in eine litauische Kommissarin und mir wird jetzt erst so richtig die Nähe von Ystad zu den baltischen Ländern bewusst. Bei einem der besten Romane Henning Mankells, wie ich meine, „Die weiße Löwin“ muss Kurt Wallander sogar in Afrika ermitteln, die 2. Heimat von Henning Mankell. Kurz vor Ystad entdecken wir einen Campingplatz, der uns hoffen lässt, zu einem moderaten Übernachtungspreis hier Quartier nehmen zu können. Auch wenn wir hier, wie in Deutschland üblich, Duschmarken kaufen müssen, ist tatsächlich der Preis akzeptabel. Nachdem Karl-Josef und Heiner noch eingekauft, lecker gekocht und wir unser Abendessen genossen haben, setze ich mich an den südlichsten Küstenabschnitt Schwedens und lausche der Brandung des am Zeltplatz angrenzenden Strandes zu, bis die Müdigkeit mich ins Zelt eintauchen lässt.

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