Trommelnder Regen kann im Zelt einschläfernd wirken. Diesmal wurde ich mit dem Gedanken wach „nicht schon wieder“! Gestern hatten wir ja schon nass abgebaut. Der 2. Gedanke: Rumdrehen und weiterschlafen! Gegen 7:30 Uhr musste ich raus; es hatte ja auch aufgehört zu regnen. Der Himmel war tief grau verhangen. Duschen und dann frühstücken. Die Sitzgruppe draußen vor der Küche wurde getrocknet und die leeren Ortliebsäcke als Sitzpolster ausgelegt. Meine schöne Blümchentischdecke breitete ich auf dem groben Holztisch aus. Heißes Wasser war für Kaffee bereit – aber nun goss es wieder in Strömen. Schnell alles zusammengepackt, mein Vorzelt ausgeräumt bzw. die Taschen zur Seite gedrückt und die Blümchentischdecke auf den trockenen Boden des Vorzeltes ausgelegt. Sonst alles wie gehabt. Frühstückszubehör auf die Blümchentischdecke usw. Ich genoss trotz der Enge mit 3 Personen und allen Utensilien das Frühstück – nur der Nachschub des heißen Wassers war durch den Regen zur Küche etwas anstrengend – funktionierte aber. Packtaschen können auch im Zelt eingeräumt werden, nur Heiner bedauerte, dass er keine Sachen zum Trocknen draußen aufhängen konnte. Die Zeit wurde genutzt, um den Blog versandfertig zu erstellen, denn wir wollten ihn dann im Touristenbüro in Ystad (freies WiFi) versenden. Gegen 11:00 Uhr schien die Sonne mit voller Kraft und so wurde das Zelt noch halbwegs trocken. Auch Heiner freute sich über einige trockene Sachen und so stand einem Start zunächst nach Ystad nichts mehr im Wege. Die Stadt ist, wie Jürgen gestern schon geschrieben hat, vom Namen her für viele Krimileser und Fernsehzuschauer spannender Unterhaltung ein Begriff. Die wenigsten wissen aber, dass Ystad einer der größten Umschlaghäfen für Güter von Schweden in die ganze Welt ist. Eine ganze Armada riesiger Fähren und wartender Laster sehen wir in einem supermodernen Hafen. Dabei hat alles mal ganz klein angefangen. Das Tor nach Süden und zum Kontinent bestand damals wie heute aus dem Hafen. Das Postschiff nach Stralsund, das von hier ablegte, war lange Zeit die einzige regelmäßige Verbindung Schwedens zum Ausland. Die Entwicklung der Stadt begann schon im 12. Jh., weil Bischof Absalon Handelsplätze hinunter an die südliche Küste verlagern wollte. Durch die Hansezeit im 14. Jh. festigte die Stadt ihren Handelsplatz an der Ostsee. Heute ist Ystad auch ein Badeort und natürlich ein Drehort für Mankells Wallander-Filme. Nun weiter zu unserem Zielort Trelleborg. Die Strecke verläuft exakt dem Eurovelo 10 bzw. dem Cykelspåret immer entlang der Küste. Das gibt uns Gelegenheit das Leben hier an dem südlichsten Ende Schwedens aufzunehmen. In Smygehuk beim Ort Smygehamn gehts nicht mehr südlicher. Hier ist der südlichste Punkt Schwedens. Ein Leuchtturm vermittelt das auch über die See. Der Strand ist an dieser Stelle jedoch sehr steinig. Zwischen Meer und Radweg entwickeln sich die unterschiedlichsten Eindrücke einer von Natur und Menschen vorsichtig geprägten Landschaft. Riesige und kleine Findlinge („liegengebliebene“ Steine aus dem Rückzug der Eiszeit) sind allgegenwärtig. Aufgesammelt und zu Mauern aufgeschichtet, bilden sie auch hier ein Schutz für Mensch und Tier. Auf trockenen Brachflächen zur Küste werden Schafe und Rinder gehalten. An den überwiegend sandigen Abschnitten findet, insbesondere in der Nähe der Orte, ein Strandleben mit allem was dazu gehört, statt. „6 005“, rief Jürgen! Wir hatten ein paar Kilometer vor Trelleborg die 6 000 km beim Radweg um die Ostsee überschritten. Handabklatschen sofort (neben einer Weide mit dumm drein schauenden Kühen) und ein kühles Bier (2,8 % Alkoholgehalt) am Abend – so soll gefeiert werden. Der Zeltplatz 3 km vor Trelleborg im Ort Gislövs Lage befindet sich unweit der Landstraße in einem mit großen Kiefern bewachsenen hügligen Gelände. Diesmal gab es zum Abendessen kalten Nudelsalat mit Fleischwurststücken und frischen grünen Salat. Mehr als gut gesättigt kroch ich in den Schlafsack und versuchte gedanklich abzuschätzen, wann und wo wir die 7 000 Grenze wohl überschreiten werden. Der Gedanke wurde nicht zu Ende gedacht, da meine Augen einfach zufielen.












