Als ich um 6 Uhr duschen gehen will, fehlt die Eintrittskarte. Karl-Josef hört mich, sucht in seinen Sachen und findet auch die Karte. In den Sanitäranlagen fällt mir eine Verhaltensanweisung auch in deutscher Sprache auf. Im letzten Satz folgt ein Danke für die „freundliche Kollaboration“. Haben wir denn immer noch Krieg, frage ich mich. Für uns ist der Begriff ja sehr negativ besetzt. Auf gehts nach dem Frühstück in die Innenstadt von Trelleborg, in der es die einzige Palmenallee Schwedens gibt. 1984 wurden die ersten von heute 100 Palmen aus Spanien angepflanzt, die sich im Winter im Palmenhaus drängen. Trelleborg wurde 1257 zur Stadt ernannt. Der Heringshandel in der Ostsee spielte eine wichtige Rolle. Die Malmöer wollten die Konkurrenz loswerden und beklagten sich so lange beim König in Kopenhagen, bis König Christian im April 1619 den Klagen nachgab, die Stadtrechte und das Recht der Kaufleute und Handwerker ihren Beruf auszuüben, entzog. Erst 1867 erhielt es die Stadtrechte zurück. Trelleborg baute den Hafen aus und wurde als zweitgrößter Hafen Schwedens zu einer Wiege der Speditionsbranche mit einem jährlichen Umschlagsvolumen von über 10 Millionen Tonnen. Die Stadt hat ihren Namen nach der gleichnamigen Wikingerburg. „Trelleborgen“ kommt aus dem Dänischen, „trelleborgar“ gleich Ringburg. Die von uns auch aufgesuchte Ringburg hatte einst einen Durchmesser von 140 m. Ich entdecke im hinteren Teil des Burggeländes auch noch eine nachgebaute Wikingeransiedlung mit zwei, die Jahrhunderte wohl überlebenden, Wikingern in ihren Bärenhäuten. Vor der Burgbesichtigung haben wir mithilfe des Rechners des Touristenbüros nach Übertragen unserer Blogs auf einen Stick es geschafft Ina die neuesten Nachrichten zu senden. Der kostenlose WiFi im Büro war überfordert. 14:30 Uhr haben wir endlich Malmö erreicht und fragen uns zum malerischen Stadtkern durch. Jürgen kauft noch schnell einen Ersatz für den mir abhanden gekommenen Campingsitz mit der Bemerkung, ich sei mit meiner Vorliebe für Bänke und Tische ja schon zu einem Saloncamper geworden. Tatsächlich kann ich das Dreibein noch am selbigen Abend gut gebrauchen. Dann picknicken wir vor den alten Fachwerkhäusern und trinken anschließend noch einen Kaffee.
Nun einiges zur Stadt Malmö: Der Name der Stadt stammt wahrscheinlich vom altdänischen Malmhaugar, was im Deutschen Steinhaufen bedeutet. Die Landungsstelle diente zunächst vor allem dem dänischen König, um in das bedeutendere Lund zu gelangen. Lund liegt 17 km nordöstlich von Malmö und nur 60 km von der dänischen Hauptstadt Kopenhagen entfernt. Malmö hob sich bald durch Heringsfischerei und Handel hervor und profitierte dabei ebenso von seiner strategischen Lage. Da der dänische König die Kontrolle über die Häfen im Norden und Süden hatte, konnte er den südlichen Öresund abriegeln lassen. Die ältesten Stadtprivilegien stammen vom 20. Dezember 1353 und wurden später mehrmals bestätigt und erweitert. Malmö übernahm nun mehr und mehr die Rolle Lunds als wichtigste Stadt in Schonen. Die ältesten, heute noch vorhandenen Gebäude der Stadt stammen aus dieser Zeit, so z. B. auch die Festung Malmöhus, die im 15. Jahrhundert von Erich von Pommern gegründet wurde. Malmö gilt als Geburtsort der dänischen Reformation, so wurde die erste lutherische Predigt Dänemarks in Malmö gehalten und die erste Bibel in dänischer Sprache gedruckt. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Malmö abwechselnd von Schweden und Dänemark belagert. Am 23. April 1512 wurde hier der Friede von Malmö zwischen Dänemark und der Hanse und ein Waffenstillstand Dänemarks mit Gustav Wasa von Schweden geschlossen. Zur Hansezeit stand die Stadt unter deutschem Einfluss. Durch den Frieden von Roskilke unter Karl X. Gustav wurde Malmö 1658 schwedisch. 1775 erhielt die Stadt einen künstlich geschaffenen Hafen. Am 18. September 1872 starb König Karl XV. in Malmö. Mit Fertigstellung der Öresundbrücke im Jahr 2000 ergaben sich neue Impulse für die wirtschaftliche Lage der Stadt als Verkehrsknotenpunkt zwischen Skandinavien und dem übrigen Europa. Hinter Lomma entdecken wir auf dem Meer einen riesigen Tanker und können dank Zoom den Namen „Wallenius Wilhelmser“, eine weltweite Firma mit mehr als 60 PCTC und RoRo Schiffen - erkennen. Auf dem Campingplatz bei Landskrona werden wir sehr freundlich von unserer Zeltnachbarin mit drei gekühlten Bierdosen empfangen. Wir freuen uns sehr. Das haben wir ja noch nie erlebt! Wir machen im Laufe des Abends noch ein Erinnerungsfoto mit ihrem Ehemann Holger und den Kindern Leo, Ellen und Hanne. Sie kommen aus Hannover und müssen morgen früh zurück, da Wasser in ihren Keller eingedrungen ist. Edith ist eigentlich eine waschechte Kölnerin und Holger, dem Geophysiker, bei der Ölsuche bis nach Hannover gefolgt. Wie man am Computer Öl finden kann, verstehe ich zwar nicht, nehme mir aber fest vor, bei der nächsten Berlinfahrt mit dem Zug mal nicht Hannover zu verpennen, sondern auf die Bohrtürme zu achten. Ich bin heute Abend für das Abendessen zuständig. Es gibt Reis mit Hackfleisch, Bolognese mit Tomaten und reichlich Champignons.
PS: Auszüge zu Malmö weitestgehend aus Wikipedia!

















