Ist das schön, wenn morgens die Sonne auf das Zelt scheint. Es macht einfach mehr Laune, aus dem wärmenden Schlafsack zu krabbeln. Der Weg führt dann erst einmal unter die Dusche und frisch wie ein duftender Apfel (z.Zt. gab es Haarwaschmittel auf Apfelbasis, zurückgelassen in einer Dusche) geht es dann leider in die nicht ganz frischen Fahrradklamotten. Wir untereinander haben mit uns weniger Probleme, aber wie wirken wir mit unserem Odeur auf uns „Begegnende“. Trotz sorgfältigster Beobachtungen können wir Gott sei Dank feststellen, es hat sich noch keiner mit rümpfender Nase abgewandt. Kein Problem oder Rücksichtnahme, das ist hier die Frage! Aber ein anderes Problem quält mich etwas. Klar haben wir Zinksalbe mit, die ich auch schon für gewisse Körperteile in Gebrauch hatte. Aber wo könnten sich noch Wundstellen einfinden. Nun, einer meiner Mitradler bemängelt, dass ich nach seinem Geschmack zu selten lächele. Und was hat das jetzt mit Zinksalbe zu tun? Ja, meine Mundwinkel sind leicht entzündet und daher fällt mir das Auseinanderziehen der Mundwinkel schwer. Diese werden nun leicht eingecremt, aber so, dass es nicht aussieht, als klebe die Zahnpasta von der morgendlichen Zahnpflege noch in den Mundwinkeln. Wie kann es denn gerade hier zu Entzündungen kommen? Nun die naheliegendste Antwort wäre, zu freundlich mit zu breitem Grinsen auf die Menschen zugegangen, die mich unmittelbar umgeben, oder entgegen kommende Fuß- und Radfahrer überfreundlich gegrüßt eine andere Möglichkeit. Aber ich denke, es liegt eher an der salzhaltigen Luft und dem uns gelegentlich entgegen wehendem Wind. Dass es nach über 3 Monaten des Zusammenseins Spannungen gibt, die eine anhaltende Fröhlichkeit verhindern, würde ich an dieser Stelle nicht bestätigen wollen. War der relativ abgelegene Campingplatz in Barsebäck noch überschaubar, werden die Plätze weiter nördlich immer größer, lauter und unattraktiver. Dies liegt daran, dass es immer häufiger Sandstrände gibt und mit der Nähe zur Nordsee die Wasserqualität wohl auch besser wird. Wenn wir an tiefen Ostseebuchten vorbei radeln, stinkt es mitunter durch den angeschwemmten Seetang, der jetzt bei den hohen Temperaturen anfängt, sich zu zersetzen. Da wo es offene Sandstrände gibt, findet dann unmittelbar der Touristenrummel statt, wie wir es von der deutschen oder polnischen Küste auch kennen. Die erste größere Stadt, die wir durchqueren ist Landskrona. Schon von Weitem ist ein runder Backsteinturm zu erkennen, mit einem zusätzlichem Türmchen an der Seite. Hier könnte man ein strategisches Bauwerk aus dem späten Mittelalter erwarten, aber es wurde 1903 als 15-stöckiges Wohnhaus errichtet. Der gesamte westliche Küstenbereich gehörte früher zu Dänemark und daher ist es nicht verwunderlich, dass dem Ort 1413 die Stadtrechte von König Erik VII. von Dänemark verliehen wurden. Sehenswert ist die Zitadelle Landskrona, die 1549 erbaut wurde, um die Machtverhältnisse am Öresund zu sichern. Sie gilt als eine der besterhaltenen Befestigungsanlagen Skandinaviens und war flächenmäßig die größte ihrer Zeit. Auf relativ ebenen Nebenstrecken, meist auch auf separaten Fahrradwegen, geht es weiter auf die Stadt Helsingborg zu. Wie bei allen Großstädten, finden sich im Stadtrandbereich zunächst Industrie- und Gewerbebetriebe. Helsingborg liegt nur 11 km Luftlinie von der dänischen Stadt Helsingoer entfernt und bildet damit die engste Stelle des Öresund. Warum nicht hier eine Brückenverbindung nach Dänemark gebaut wurde, kann nur an der direkten Verbindung mit der rd. 8 km langen Öresundbrücke zwischen der dänischen Hautstadt Kopenhagen und der schwedischen Stadt Malmö liegen, dessen Gesamtbauwerk eine Strecke von 16 km verbinden muss, teilweise als Tunnelbauwerk. Im Vergleich zu Malmö gibt es in Helsingborg eine schöne Hafenanlage, zu der einige Fotos im Anhang zu finden sind. Wir nehmen uns hier Zeit, die in Häfen eigene Atmosphäre wahrzunehmen. Da wir aber nicht in Helsingborg Quartier nehmen wollen, machen wir uns am späten Nachmittag auf, um weiter gegen Norden zu fahren. Auf der Karte haben wir einen Campingplatz in der Bucht von Skälderviken ausfindig gemacht, den wir nun ansteuern. Hierzu entscheiden wir uns für eine Abkürzung direkt auf die Stadt Ängelholm zu und nicht die Landzunge des Kullen mitzunehmen. Die Folge ist jedoch, dass wir von einer Dünen- in eine Mittelgebirgslandschaft wechseln und die fast schon vermissten Steigungen wieder aufnehmen müssen. Dennoch ist eine solche Strecke den touristisch überladenen Wegen entlang der Küste zu bevorzugen. Kurz vor Ängelholm sind wir dann aber wieder in diesen Sand- und Strandhochburgen. Nun wird sich der geneigte Leser fragen, warum machen die hier nicht Pause und stürzen sich in die Fluten, bei sommerlichen Temperaturen. Eigentlich weiß ich es auch nicht so genau und versuche es mal so zu erklären. Wir haben jeder ein vollgepacktes Fahrrad, das wir irgendwo parken müssen. Umziehen, ins Meer springen ist das eine, wieder trocken werden und wieder umziehen das andere. Da wo es Möglichkeiten gibt, brummt der Bär. Da wo es leer ist, kommt man nur schwer ins Wasser. Die Küstenbereiche sind hier so seicht, dass man weit ins Meer rein gehen muss, um überhaupt Wasser über die Knie zu bekommen. Daher werden lange Holzstege gebaut, damit man einigermaßen Wasser unter den Kiel bekommt. Irgendwie gelüstet es uns noch nicht, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Als wir den anvisierten Campingplatz hinter Ängelholm erreichen, erhalten wir zum ersten Mal auf unserer Tour eine Abfuhr, wegen Überfüllung des Platzes. Nun, es ist Freitagabend und es sind jetzt zusätzlich Wochenendbesucher gekommen. Auch wenn wir bereits mehrfach mitbekommen hatten, dass Wohnmobile und Wohnwagen wegen mangelnder Stellplätze abgewiesen wurden, hatte ich dies für einen Zeltplatz so nicht erwartet. Was tun? Der nächste Zeltplatz liegt rund 30 km entfernt. Aber wir haben nun schon wieder fast 80 km heute und es ist verdammt heiß, auch noch jetzt am späten Nachmittag. Eigentlich hatte ich schon den Vorschlag machen wollen, wild zu zelten, da diese Art von Campingplätzen, wie bereits mehrfach angemerkt, wenig Erfreuliches anzubieten haben und verdammt teuer sind. Da meine Jungs jedoch immer mit Bezug auf ihr Alter einen gewissen Komfort einfordern, hatte ich mich nicht getraut diese Empfehlung auszusprechen. Daher bin ich gar nicht traurig, dass wir hier nicht landen können. Ich rate den Jungs alle verfügbaren Flaschen mit Wasser − im zum Campingplatz zugehörigen Restaurant − aufzufüllen. Zum anderen hatte ich seit einigen Tagen darauf gedrungen, solange uns die Küchensituation auf den Campingplätzen nicht bekannt ist, nur noch Lebensmittel zu kaufen, die ohne große Zubereitung ein Abendessen sicherstellen können und insbesondere kein frisches Fleisch, welches direkt zubereitet werden muss. Aber wir hatten − bevor wir zum Campingplatz kamen − eine Dose Vanilleeies und Büchsen mit Obstsalat gekauft und schönen kalten Milchreis, der unser Mittags- / Abendessen sicherstellte. Auf einer Parkbank mitten im Trubel der Badegäste finden wir einen zwar sonnigen aber gemütlichen Platz um zu essen und etwas auszuruhen. Danach fahren wir weiter an der Küste, bis wir einen sehr schön gelegenen Wiesenabschnitt entdecken. Hier sind auch schnell die geeigneten Aufstellflächen entschieden und die Zelte aufgebaut. Eine ganze Weile sitzen wir noch oben am Küstenrand und beobachten bzw. fotografieren Seevögel und den nun immer früher einsetzenden Sonnenuntergang, bevor wir uns in die Zelte verkriechen.

















