Wenn ich am frühen Morgen die Augen aufmache, erfolgt die örtliche Orientierung. Was ich sehe ist immer gleich. Freund Heiner rechts und die gelbliche Zeltdecke über mir. Wo das Zelt steht ist auch an den Geräuschen festzumachen. Straßenverkehr, Schritte über den nahen Fußweg oder nur das Geschrei der Möwen oder sonstiger Vögel. Diesmal war es sehr ruhig. Weit entferntes Möwengekreische und selten ein langgezogenes, aber tieferes Geräusch eines vorbeirauschenden Zuges. Richtig, wir hatten unser Zelt auf einer höher gelegenen Wiese am Meer aufgebaut, da der Campingplatz für Zelte nicht mehr aufnahmefähig war. Der nächste Gedanke galt dem Wasser. Katzenwäsche ist noch möglich und Wasser für Kaffee sicherlich genug vorhanden. Gestern Abend hatten wir vorgesorgt. Zelten in freier Natur, das ist nicht nur Pfadfinderromantik, sondern immer wieder ein Erlebnis wenn – und das ist für jeden „modernen Menschen“ heute wichtig – bestimmte Grundbedürfnisse gestillt werden können. Dazu gehört Essen und Trinken und natürlich auch die Hygiene. Am Morgen hatte Jürgen unseren Benzinkocher (der leider nicht gut funktionierte – Jürgen berichtete darüber in einem zurückliegenden Blog) trotz aller Widrigkeiten dazu gebracht, heißes Wasser für unseren Nescafé zu erzeugen. Die schon gelobte Blümchentischdecke wurde auf dem Gras ausgebreitet und alles Vorrätige darauf verteilt. Ringsherum war alles genutzt, was zum hoch- oder festhalten feuchter Kleidung zwecks schneller Trocknung zur Verfügung stand. Kurzum, das Frühstück war wie immer, die Natur mit Blick auf die Ostsee wunderbar. Eins möchte ich nicht verschweigen, der morgendliche Gang auf ein „stilles Örtchen“ gestaltete sich im buschig steilen und steinigen Gelände am Ufer anders und zur Hygiene wird danach ebenfalls Wasser benötigt. Hier möchte ich mit meinen Beschreibungen enden, ohne nicht noch einen Punkt unserer fast nun 100-tägigen Reise beim nur wenige Male erfolgten freien Campen zu erwähnen. Strom haben wir an diesen Plätzen nicht. Das heißt Batterien können nicht aufgeladen werden und das Notebook zum Schreiben der Blogs funktioniert nicht. Ich hatte bei diesen Gelegenheiten immer Zeit, Streifzüge in der unmittelbaren Umgebung mit Tier und Pflanzenbeobachtungen durchzuführen und mit Ruhe viele Fotos zu schießen. Fazit, alles ist eine Frage der guten Vorbereitung und sicheren Ausrüstung beim „Wildcampen in freier Natur“. Zeltabbau und Packsäcke aufs Fahrrad erfolgte recht schnell und so waren wir früh auf dem Sattel. Unsere Route verlief zunächst auf dem bekannten Cykelspåret. Wir entschieden uns jedoch den Bogen längs der Küste nicht zu folgen, sondern um schneller voran zu kommen, weiter ins Landesinnere zu fahren. Das bedeutet auch hier, hoch über die hüglige Landschaft eine Steigungen von einmal 7 % von 10 m über Meereshöhe auf 130 m. Zusätzlich blies uns ein stetiger Wind entgegen. Dieses nahmen wir in Kauf und kürzten die Strecke wegen der vorgelagerten Landzunge zwischen den Orten Vejbystrand und Bastad entscheidend ab. Nun führte unser Weg wieder an die Küste. Im Landesinneren bestimmten goldreife Kornfelder das Bild. An der Küste erleben wir das bekannte Bild der sonnenhungrigen Strandbesucher und verträumte kleine Häfen. Wir durchqueren die Kleinstadt Halmstad an der Mündung des Flusses Nissan und fahren einen Campingplatz an der Landstraße N610 an. Eine sehr neue parzellierte Anlage erwartet uns. In den Zeltaufbau prasselt ein kurzer Regen und sorgt etwas für Hektik und eine nasse Zeltunterlage. Alle Packsäcke kommen ins Zelt und die Sonne hat nach 20 Minuten alles wieder aufgetrocknet. In der modernen Küche mit viel Platz und Sitzgelegenheiten wird das Abendessen eingenommen und dann noch bis in die späten Abendstunden am Text für den Blog gearbeitet und es werden Fotos bewertet und den Berichtstagen zugeordnet und beschriftet. Nun sind wir wieder ein gutes Stück näher an Göteborg heran und damit rücken die Überfahrt nach Dänemark und der Weg in den Süden und damit nach Hause näher.









