Montag, der 05.08.2013; die letzte Etappe in Schweden geht von Årnäs über Kungsbacka zur zweit größten Stadt Schwedens nach Göteborg, Rückblick auf die Erfahrungen in Schweden

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Wir haben etwas Pech mit dem uns zugewiesenen Zeltplatz. Die Toilette ist zwar nur die Ecke herum, aber wir liegen leider im Schatten der morgendlichen Sonne. Da es gestern Abend einen kräftigen Regenschauer gegeben hat, sind unsere Zelte noch pitschenass. Da wir ja in Göteborg 2 Nächte in einem festen Quartier gebucht haben, sollten die Zelte schon etwas trocken sein. Es sind zwar nur noch rund 80 km bis Göteborg, aber wir müssen bis 17:00 Uhr im Vandrarheim einchecken. Daher können wir nicht warten, bis die Zelte komplett getrocknet sind und müssen notgedrungen so einpacken. Wir fahren heute weitestgehend unmittelbar an der Küste vorbei, was einen besonderen Reiz hat. Die Möglichkeit auf weiten Strecken die Ostsee im Blick zu behalten, haben wir eigentlich auf unserer Tour noch nicht erlebt. In Polen und im Baltikum waren es zumeist Dünen, die eine Barriere bildeten, in Finnland war die Wegstrecke in der Regel auf Distanz zur Küste und in Finnland und überwiegend bei der Ostseite der schwedischen Küste waren es durchweg bewaldete Streckenabschnitte, die den Blick versperrten. Nur auf den Åland-Inseln kamen wir der Küste vergleichbar nahe. Seit dem 26. Juni 2013, d.h. seit 42 Tagen sind wir nun in Schweden unterwegs, die mit Abstand entfernungs- und zeitmäßig längste Etappe unserer Ostseeumrundung. Im Rückblick kann festgehalten werden, dass Schweden eine unglaubliche Vielfalt an unterschiedlichen Landschaftsformen bietet. Im stärker besiedelten Süden gibt es auch gut ausgebaute und beschilderte Fahrradrouten. Es bleibt aber bei vielen Mängeln bei der Auswahl, Gestaltung und Ausschilderung der Wege. Schweden ist ein teures Land und wir lassen uns einmal überraschen, wie es in Dänemark sein wird. Ein zwischenzeitlicher Blick auf unsere Ausgaben hat ergeben, dass wir nicht kostengünstig reisen, da die Nutzung von Campingplätzen und unsere täglichen Ausgaben fürs Essen einen gewissen Kostenrahmen erfordern. Dies auch, obwohl wir in Schweden durchweg immer selber gekocht haben. Es kommen die verschiedenen Fährfahrten hinzu, Eintrittsgelder und die festen Unterkünfte in den Großstädten. Aber ein standardisierter Urlaub, der über eine so lange Zeit geht, würde natürlich ein Vielfaches kosten. Wir sind hier in Schweden auf ganz unterschiedliche Verhaltensweisen der Menschen getroffen, wie Besucher in Deutschland uns sicher auch in wechselnden Stimmungen antreffen. Wir erlebten Autofahrer, die an Kreuzungen anhielten und fragten, ob sie uns helfen könnten, als wir in unseren Landkarten nach dem richtigen Weg suchten. Aber es gab auch Bewohner, die sich uns gegenüber eher distanziert verhielten. Die Häuser und Grundstücke sind alle sehr gepflegt und es ist ein höherer Wohlstand festzustellen, als bei uns in Deutschland. Ferienblockhütten, Boote und fast nur Autos der Oberklasse. Die Vorliebe für riesige amerikanische Oldtimer-Schlitten, aber Oldtimer auch in allen anderen Formen, gerade bei Jugendlichen, sind auffallend. Es bleibt die Frage, wovon leben die Schweden eigentlich, insbesondere in den abgelegenen Dörfern im Norden und in Mittelschweden. Im nördlichen Bereich sind die Einkaufsmöglichkeiten mitunter selten bis schwierig, während es hier im Süden eine ausreichende Auswahl an Geschäften gibt, mit einem reichhaltigen Angebot. Hier hat erfreulicherweise insbesondere die Auswahl und die Qualität der Brotsorten gegenüber meinem letzten Besuch deutlich zugenommen. Die Campingplätze haben durchweg saubere Toiletten und Waschmöglichkeiten sowie alle in unterschiedlichen Ausstattungen eine Küche, wie man sie in Deutschland oder südlicheren Ländern kaum findet. Aber gerade jetzt in der Ferienzeit als Hochsaison sind die Plätze kaum zur Erholung oder zum Verweilen geeignet und wie bereits mehrfach angesprochen, recht teuer. Uns war, wie auf unserer nun schon über 3 Monate andauernden Tour, auch in Schweden das Wetter wohlgesonnen. Die West- und Südküste Schwedens ist bis auf nur noch wenige Steigungen eher flach, während die Ostküste lange, z.T. auch kürzere, dann aber auch steilere Steigungen aufweist. Der Cykelspåret als ausgeschilderter Küstenradweg ist eine gute Orientierung, verläuft aber mitunter etwas seltsam und muss jeweils kontrolliert werden. Zurückkommend auf den heutigen Tagesablauf ist festzuhalten, dass das schöne Wetter anhält und es eine Freude ist,an den wechselnden Küstenformationen vorbeizufahren. Wir kommen mittags in Kungsbacka an, wo wir auf dem Marktplatz unsere Mittagspause machen. Danach geht es wieder zur Küste, wo wir eine ähnliche Formation erleben, wie sie uns auf Åland begegnet ist. Mit blank gewaschenen Granitfelsen, die ins Meer verlaufen oder aus dem Meer herausragen. Vor Göteborg gibt es noch einmal eine Ansammlung von Badestränden und der Fahrradweg löst sich dann von der Küste, die hier die Grenze des Kattegatt (Ostsee) zum Skagerrak (Nordsee) bildet. Der Radweg ist sehr gut ausgeschildert, so dass wir keine Mühe haben, durch die Vororte die Innenstadt und das gebuchte Vandrarheim von Göteborg zu finden. Wir sind nun schon um 16:00 Uhr dort und können unser Zimmer dann sofort beziehen. Während Heiner am Blog arbeitet, suchen Karl-Josef und ich einen Markt auf, um noch einige Lebensmittel zu kaufen. Karl-Josef und Heiner gehen abends noch essen, während ich dann im Zimmer noch am Blog arbeite. Zum Abschluss des Tages machen sich Karl-Josef und der Autor noch auf, um die Stadt Göteborg schon einmal zu beschnuppern und die Abendstimmung einzufangen. Ja und es ist nun auch wieder möglich, kurz nach 22:00 Uhr die Stadt in beleuchteter Atmosphäre einzufangen. Aber wir sind von den sich anbietenden Motiven schon etwas enttäuscht und hoffen morgen schönere Motive finden zu können. Nach einem mehr als 2-stündigen Fußmarsch erreichen wir wieder unser Vandrarheim, wo wir es unserem Partner gleichtun und uns ins Bett kriechen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir nach Übernachtung in einer festen Unterkunft und in einem fremden Bett uns immer wieder gegenseitig bestätigen, wie toll wir doch auf unseren Thermarest-Matten schlafen können.

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