Mittwoch, der 21.08.2013; von Hohnstorf an der Elbe durch die Lüneburgerheide bis Soltau, Sandwege neben blühendem Heidekraut, ich vermisse meine Radelkollegen

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Ich bin früh wach, habe keinen Schlüssel um eine Örtlichkeit aufzusuchen, da ich ja nicht den angebotenen Schlüssel von den Dauercampern einfach über Nacht behalten kann. Also wie beim Wildcampen, es findet sich eine blickdichte Stelle etwas abseits des Camps und ich habe die Natur für mich! Verdammt kalt war es in der Nacht und ich musste mir meinen dünnen Polarfleece –Pullover noch über meinen dünnen Schlafanzug ziehen. Heute Morgen ist wieder Reif auf dem Gras festzustellen, dass hatten wir ja am Anfang unserer Reise auch schon, aber da hatte ich noch meinen warmen Schlafsack dabei. Den hatte ich Karl-Josef bereits mitgegeben, als er von Danzig nach Hause fuhr. Eine nette Stellplatzcamperin ist so nett und macht mir einen kleinen Topf mit heißem Wasser für meinen Frühstückskaffee. Welch ein Wohlbefinden überkommt mich, wenn man so leicht fröstelnd dann einen dampfenden Nescafè mit Kaffeeweißer (Trockenmilch) aus einem Plastikhenkelbecher über die Zunge, durch den Schlund in sich einfließen lassen kann. Die kalten Finger um den heißen Becher geschlossen, ergibt sich auch noch eine zusätzliche Wärmequelle. Das Frühstück, wie schon über 100 Tage zuvor (ausgenommen der Tage mit festen Unterkünften), besteht aus Vollkornbrot, Salami, Käse, Butter, Jogurt mit Müsli. Wir haben uns einen Standard zugelegt, der keine wesentliche Variation zulässt, wenn man in warmen Jahreszeiten unterwegs ist. Zwei Brote werden für den plötzlichen Hunger unterwegs geschmiert. Der Rest des nunmehr nur noch warmen Wassers im Topf dient als Spülwasser für die nur wenigen Teile. Eine weitere spannende Frage beschäftigt mich heute, hält meine Hinterradfelge durch, die ja wie bereits berichtet, einige Schläge abbekommen hat und nun durch Verdickungen an 2 Stellen der Felgenflanken kein dosiertes Bremsen mehr zulässt. Hier in der Heide gibt es keine steilen Abfahrten, daher reicht die Vorderradbremse für das normale Bremsen aus. Von der Elbe geht es nun ein kurzes Stück über einen begleitenden Fahrradweg entlang der B209. Da ich nicht durch die Stadt Lüneburg fahren möchte, suche ich mir Radwege über kleinere Ortschaften aus, die einen Bogen um Lüneburg machen. Hier geht es erst noch schön flach durch die Samtgemeinde Bardowick. Bei schönem Wetter lässt sich über die schmalen, wenig befahrenen Landstraßen gut und ruhig fahren. Eine längere Strecke begleitet mich der Radweg “Lüneburger Heideweg“, der dann auch nach Amelinghausen führt. Hier wird der Weg dann leicht hügelig und die Radwege führen auch schon einmal direkt auf sandigen Wegen durch Heidelandschaften. Jetzt im August stehen die Heideflächen in voller Blüte, die durchsetzt sind mit skurilen Wachholderbüschen. Als Mittagsmöglichkeit habe ich mir auf der Karte das Gut Thansen ausgesucht, das sich romantisch gelegen, dann aber als vornehmes Schulungs- / Konferenzzentrum mit livrierten Kellnern zeigt. Hierauf habe ich keine Lust, zumal dann eine gefühlte Hundertschaft an Schulungsgästen - natürlich ein Jeder mit Handy telefonierend - gerade den Speisesaal in Beschlag nimmt. Nein, dies muss ich jetzt nun wirklich nicht haben, zumal ich einen gemütlichen Landgasthof erwartet habe. Also schwinge ich mich wieder auf meine rollende Drahtheideschnucke und es geht weiter über Sand- und Schotterwege, bis ich nach Steinbeck komme, wo ein Hinweisschild auf eine Gaststätte aufmerksam macht. Hier finde ich ein rustikales ruhiges Lokal und der Wirt holt extra ein Verlängerungskabel, damit ich im Biergarten das Notebook anschließen kann, um mich noch offenen Blogs zu widmen. Das Cordon bleu ist ausgezeichnet und auch alkoholfreies Weizen gibt es (natürlich mit Zitronenscheibe!). Da es heute nicht mehr allzu weit gehen soll, bleibe ich hier gut 1,5 Stunden sitzen und habe am Ende sogar die Möglichkeit Blogs abzuschicken. Danach geht es zum kleinen Heidedorf Bispingen, dass den Mittelpunkt der Lüneburger Heide darstellt. Dies wird deutlich an den reichlichen Souvenirläden und den vielen Besuchern, die Cafés und Lokale bevölkern. Stadtauswärts heißt es kräftig in die Pedale zu treten, da ich zwar nicht über den 169,2m hohen Wilseder Berg muss (die höchste Erhebung der Lüneburger Heide), aber der 115m hohe Münzenberg mich doch auch fordert. Als ich auf die B209, bzw. dann auf die B71 komme, wird deutlich, wieviel besser Radwege entlang von Bundesstraßen sind, im Vergleich zu Kreis- oder Landstraßen, wo Wurzeln den Asphalt hoch drücken und manch unerwartetes Schlagloch auftaucht. Alles nicht gut für meine Felgen und auch nicht für den “Popo“, der den Brooks-Kernledersattel dann heftig zu spüren bekommt. Dieser Sattel hat mich nur selten auf all den vielen Kilometern fühlen lassen, dass es kein Polster gibt. Was die Hinterradfelge betrifft, noch hält sie! Kurz vor Soltau komme ich auf einen preiswerten und fast schon leeren Campinglatz, der nicht nur einen Badesee hat, sondern auch ein Hallenbad, was ich dann am Abend noch aufsuche, da ohnehin Duschen angesagt ist. Eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern, 3 ältere Ehepaare mit Wohnmobil, bzw. Wohnwagengespanne sind in einiger Entfernung im zugewiesenen Areal. Etwas entfernter gibt es wohl einen Bereich mit Jahresstellplätzen, aber alles sehr distanziert, wenn ich es richtig einschätze. Mein kleines Zelt sieht etwas verloren aus, auf dem großen Platz. Aber lieber so, als dichtes Gedränge. In Bispingen hatte ich eingekauft, was dazu führt, dass ich jetzt einen Schluck aus der erworbenen Weinflasche genießen kann und dazu die geschmierten “Hasenbrote“ vom Morgen noch esse. Hintendrauf noch einen Becher Früchtemilchreis, der bei warmem Wetter immer gut schmeckt. Mir fällt auf, dass ich die ganze Flasche Wein mit mir selber teilen könnte, aber viel besser würde so eine Köstlichkeit in Gesellschaft schmecken. Wieder spüre ich, dass mir meine Radelpartner fehlen, auch wenn ich bei diesen Genussmenschen immer zusehen musste, dass sie für mich etwas übrig ließen. Da sich auch keine Gesprächsmöglichkeit anbot (vielleicht war ich auch zu faul auf die Anderen zuzugehen), war der frühe Weg ins Zelt naheliegend. Da Heiner vor der Ankunft in Lübeck bevorzugt Blogs geschrieben hat, bin ich etwas im Rückstand. Daher entscheide ich mich Morgen einfach hier zu bleiben, zu faulenzen und noch weiter an den Blogs zu basteln. Ja, und dann ist da noch die Hinterradfelge, die ich mir morgen noch genauer ansehen möchte, bevor ich die letzten Tage zum Endspurt nach Köln ansetze.

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