8:00 Uhr Pfingstsonntag. Ich werde nach 12 Stunden aus tiefem Schlaf wach. Im Zelt ist es sehr hell. Die Sonne scheint also. Was war gestern? Ich bin Opa geworden! So fühle ich mich aber nicht, bin aber trotzdem sehr glücklich! Die Nachttour ist vergessen. Was bleibt, ist die abenteuerliche Erinnerung an die Nacht von Freitag auf Samstag unter einem wunderschönen Sternenhimmel und einem Sonnenaufgang an der Ostsee. Heiner springt aufs Fahrrad um in den Ort zu fahren und Brötchen, Aufschnitt und was man sonst noch so zu einem Frühstück an Pfingsten braucht, zu holen. Ich habe starke Zweifel, ob am Feiertag um die Uhrzeit überhaupt ein Laden offen hat. Jürgen meint, Heiner findet immer was! So war es auch heute Morgen wieder. Mit strahlendem Gesicht ist er stolz auf seine Beute nach 30 Minuten zurück. Brötchen und alles was das Herz des Campers an einem solchen Tag erfreut, hat er mitgebracht. Der Kaffee wird genüsslich getrunken und dabei berichtet jeder über seine Eindrücke der letzten 48 Stunden. Jürgen hat einen Stromanschluss gefunden und den offenen Hotspot aktiviert. Die Berichte werden vervollständigt und einige Mails können an Ina versendet (ja, selbst über Pfingsten – ihr sei Dank!) und durch sie in den Blog eingestellt werden. Dann kommt für mich das Beste! Viele Fotos von der am Freitag geborenen Wiebke, die glückliche Mutter Kathrin und der stolze Vater Hendrik erreichen mich per Mail. Die Jungs (Heiner + Jürgen) bewundern ebenfalls meine tolle Enkelin und freuen sich daneben auch über weitere Mails mit Fotos der „Pfingstradler“ vom Niederrhein. Das alles benötigt natürlich Zeit. Erst gegen 13:00 Uhr sitzen wir auf unseren Rädern und fahren sofort auf den sehr gut ausgeschilderten Ostseeküstenradweg N10. Nicht nur die Beschilderung ist optimal. Wir radeln auf einem Asphaltband zwischen Kiefern- und Bruchwäldern bei sehr warmem Wetter über das letzte Drittel der Nehrung. Links, mit wechselndem Abstand von 100 – 300 m die Ostsee und rechts meist weiter in größerer Entfernung das Haff, Dünen und Kiefernwald wechseln, je nach Wegeführung, sich mit typischem Bruchwald ab. Dieser ist mit Erlen und Birken besetzt. Dazwischen Sumpfgebiete mit Schwertlilien (noch nicht aufgeblüht) und als gelbe Tupfer Sumpfdotterblumen. Das Konzert der Frösche und Gezwitscher der Vögel ist unüberhörbar. Das erstklassige Asphaltband als Radweg bleibt und erfreut sich wohl auch bei der heimischen Bevölkerung als Sportstrecke. Die Literaten (Litauer) scheinen im Gegensatz zu Polen und Russen sehr gerne auf dem Sattel zu sitzen. Mit zunehmendem Ende der Nehrung verwehren ein Holzzaun und viele Hinweisschilder wegen eines großen Naturschutzgebietes den Blick über die Dünen auf die Ostsee. Bei einem geführten Durchlass treffen meine Freunde auf Mariė, eine Radfahrerin aus Munster, die sie vor Tagen an der polnisch-russischen Grenze getroffen hatten, wieder. Erfahrungen werden ausgetauscht und weiter geht es über eine 40 m hohe Dünenstraße auf die andere Seite der Nehrung zum Haff nach Judokrante. Ich lade die Jungs zum Essen und natürlich Trinken ein, um auf meine erste Enkelin Wiebke anzustoßen. Fischsuppe, Heilbutt und Beef Stroganoff, Salate und Eis kamen auf den Tisch und sehr viel Bier in die Kehle. Das ganze wurde mit einem Honigschnaps abgeschlossen. Wieder auf den Rädern kürzten wir den Weg über eine ruhige Landstraße ab und finden mit Hilfe meines Navis wieder auf den Ostseeradweg N10 zurück.
Endlich kommen wir nach Klaipeda, wo die offene Verbindung zwischen Ostsee und dem Kurischen Haff besteht. Hier müssen wir mit einer Fähre vom Kurischen Haff übersetzen in die Stadt Klaipeda. Eine Bekannte von Jürgen ist in der Nähe dieser Stadt vor etlichen Jahren ums Leben gekommen. Zum Gedenken an Anne hat er eine Kerze mitgebracht, die er an einem Wegekreuz entzündet (da wir leider erst um 19:00 Uhr durch die Stadt fahren waren die Kirchen alle schon geschlossen). Die Campingplätze werden nur mäßig gut ausgewiesen. Schließlich entdecken wir einen kleinen Campingplatz mit einer nassen Wiese (haben wir leider nicht sofort bemerkt) und zum Leidwesen aller, mit Schwärmen von Mücken und fetten Maikäfern. Heiner leidet am Meisten unter den Angriffen auf sein anscheinend süßes Blut. Der Abend endet vermummt mit Mückennetz und voller Montur gegen die Plagegeister beim Resteessen. Auf dem Platz stehen auch 2 Schweizer Wohnmobile, freundliche Leute, mit denen wir den einen und anderen Dialog führen.











