Beim Aufwachen geht der erste Blick zunächst einmal durchs Fenster, um die aktuelle Wetterlage zu ermitteln. Es sieht ganz gut aus. Zum Frühstück wird das letzte Brot verteilt, Käse und Blockwurst gibt es noch genug. Wegen des stinkenden Leitungswassers nehmen wir das gekaufte Wasser aus der Leitung für den Kaffee. Als Heiner aus seinem Separee auftaucht, singen wir ihm erst einmal aus voller Brust ein Geburtstagsständchen. Der Frühstückstisch ist mit Kerzen geschmückt und der dampfende Kaffee wartet schon. Auch mein Smartphone liegt an Heiners Platz, um ihm die schon vielen eingetroffenen Geburtstagswünsche (als Kommentare auf unserem Blog) zu zeigen. Auch erste Anrufe kommen und begleiten das Frühstück. Nach den letzten Regentagen brauchen unsere Fahrradketten mal eine Pflege. Erst Fettlöser mit Rückfettung und dann das gute Rohloffkettenfett wieder drauf und es fährt sich danach wie geschmiert. Trotz der Geburtstagsumstände und der Pflegeaktion für die Räder sind wir kurz vor 10:00 Uhr abfahrtbereit. Zunächst geht es weiter auf der Via Baltica, der Transitstrecke zwischen Riga und Tallinn. Aber heute Morgen scheint die Sonne und so fährt es sich deutlich sicherer. Auch heute kommen uns 2 einzeln fahrende Reiseradler entgegen, man grüßt freundlich. Schon vor der Grenze biegt eine Straße in Richtung Küste ab und wir fahren entschieden stressfreier parallel zur A1. Bis zur Grenze sind es nur noch 13 km und wir nutzen eine Einkaufmöglichkeit, um unsere letzten Lats, die lettische Währung auszugeben. Um allen Befürchtungen zu begegnen, wir gewöhnen uns nicht an den Wodka, sondern müssen nur vorbeugen, da ab Finnland der Alkoholgenuss unerschwinglich wird. Gegen Mittag setzt ein kurzer Nieselregen ein, den wir nutzen, um in dem Ort Häädermeeste zu Mittag zu essen. Das Essen war fastfoodmäßig aber das Bier eine Katastrophe, das nur mit Hilfe einer Zitronenlimo annähernd erträglich wurde. Der Nieselschauer war dann aber zu Ende und so ging es noch etliche Kilometer auf separater Straße weiter. Als wir Nachmittags anhalten, um den Geburtstagskuchen zu essen, erschrecken wir, da sich hinter uns schwarze Wolken auftürmen. So bleibt die Pause nur kurz und wir schwingen uns wieder auf die Drahtesel um die Pedale in Rotation zu bringen. Leider müssen wir wieder über die A1, aber zunächst bleibt es trocken. Die Gewitterfront kommt dann auch von der Seite bedrohlich auf uns zu und wir legen noch einen Zahn zu. Zwischendurch kurze Abstimmung, ob wir weiterfahren sollen oder doch in dem Ort Uulu eine Unterkunft suchen sollen. Es sind noch rund 18 km bis in die Stadt Pärnu. Wir beschließen weiterzufahren, haben aber kurz danach eine verregnete Straße, die Autos ziehen den Regenschleier hinter sich her. Das Gewitter grummelt und wir erschrecken durch Blitze, die neben und hinter uns aufleuchten. Aber welch ein Wunder, es kommt kein Regen. Der Regenschauer ist uns wohl vorausgegangen. Aber wie lange hält es uns noch trocken? Das Gewitter treibt uns mit starken Böen immer weiter auf Pärnu zu. Kurz vor der Stadt geht eine ausgewiesene Fahrradroute ab. Mit 25 – 30 km/h jagen wir durch den Stadtgürtel bis wir ein Schild sehen mit einem Bett, was wir als Unterkunftsmöglichkeit deuten. Aber wir kommen in eine Hochhaussiedlung ohne weiteren Hinweis. Wir fragen Passanten und werden auf ein ca. 4 km entferntes Hotel verwiesen. Es wird immer dunkler und es fängt nun langsam auch an zu (zum Glück nur) tröpfeln. Wieder geht es in Höllentempo weiter, bis eine Straßenbaustelle uns zwingt langsamer zu fahren. Karl-Josefs Navi führt uns aber durch verwinkelte Straßenzüge durch die verschiedenen Baustellen, bis wir vor einem Hostel stehen. Es fängt stärker an zu regnen. Ich gehe mit Heiner ins Hostel zur Rezeption, frage ob noch ein Zimmer mit 3 Betten frei ist und was es kostet. Da die Frau an der Rezeption nur schlecht Englisch spricht, bietet sie ein Zimmer zu 52 € an. Dann meint sie, dass es noch 3 x 13 € gibt, was ich zunächst so interpretiere, dass somit noch 39 € drauf kommen. Das wäre die teuerste Übernachtung unserer bisherigen Reise. Zum Glück klärt es sich dann so auf, dass das Zimmer zu 39 € nur eine Alternative war, so dass wir natürlich sofort einwilligen. Die Fahrräder können wir unten im Treppenhaus abstellen. Als wir unser Zimmer bezogen haben und das Fenster öffnen, strömt der Regen nur so runter. Wir sitzen in einem schönen trockenen Zimmer und Heiner kocht uns aus unseren Vorräten ein leckeres Abendmahl. Nach dem Duschen machen wir uns noch auf, da Heiner uns noch zu einem Bier auf seinen Geburtstag eingeladen hat. Um 10:00 Uhr meint die Bedienung, dass das Lokal schließt und wir leider nichts mehr bestellen können. Glück für Heiner, sonst wären es noch einige Bier mehr geworden. Insgesamt ein spannender aber auch sehr glücklicher Tag.












