Montag, der 03. Juni 2013; von ,Vääna Jöesuu nach Tallinn;

Bild des Benutzers Karl-Josef

Es war im Gegensatz zu sonst kein Laut zu hören. Es waren auch keine Brandungsgeräusche der Ostsee hier in der Bucht von Lohusalu laht zu hören. Nur ein paar Krähen krächzten aus den Kiefern am Strand. Die Jungs schliefen noch, als ich um 7:00 Uhr das Zelt verließ, um mich am Strand umzusehen. Wir hatten 200 m vom Strand „wild“ gezeltet. Ich wanderte mit Jogginghose und T-Shirt bekleidet zum Wasser. Draußen waren einige Schwäne zu sehen. In einer großen Schleife und bei ruhiger Fließgeschwindigkeit mündet der moorig braune Fluss Vääna in die See. Eine Brücke bringt mich zum eigentlichen Ostseestrand. Die Hosenbeine hochgekrempelt, watete ich durchs seichte, kalte Wasser. Das war die Morgenwäsche. In freier Natur gibt es weder Wasser aus der Leitung noch entsprechende „Hygieneanlagen“. Die Zähne wurden mit einer geringen Menge Trinkwasser aus den Wasservorräten geputzt, denn zum Kaffee kochen und spülen muss noch genug da sein. Am Nachmittag zuvor waren diesmal alle Lebensmittel und Wasser für das gestrige Abendessen und heutige Frühstück eingekauft worden. Es reichte auch. Ich frühstückte in kurzer Hose, Heiner und Jürgen zur Mückenabwehr in voller Montur. Sie glaubten noch nicht an die von mir beim Morgenspaziergang festgestellte „Mückenfreiheit“. Das Frühstück verlief fast schweigend. Am Vorabend war Jürgens Kameraobjektiv am Strand in den Sand gefallen und nun funktionsunfähig. Wir alle hofften, dass es durch Neukauf zu ersetzen wäre – was aber zu diesem Zeitpunkt noch sehr ungewiss war. Zelte, Fahrräder und alles was draußen gestanden hatte, waren voller weißem Blütenstaub der Kiefern. Also hieß es abstauben und einpacken. Schon um 9:30 Uhr fuhren wir Richtung Tallinn. Die Nordseite der zerklüfteten Küste Estlands besteht aus mehreren teilweise 45 m hohen Kalkplateaus. Einige Flüsse, die im Landesinneren aus Sümpfen gespeist werden, haben sich in Urzeiten ein Bett Richtung Ostsee gegraben. Täler und Anhöhen sind entstanden, die es zu überwinden gilt. Die Stadt Tallinn liegt teilweise in einem Tal, die Burg und Altstadt auf einer Anhöhe aus Kalkstein. Ein Radweg neben den 4-spurigen Einfallstraßen führte uns stadteinwärts direkt zur rechten Seite der Burg und Altstadt, in deren Nähe wir auch unser Hostel vermuteten. Zunächst besichtigten wir die begehbare Anlage der Burg „Toompea Loss & Pikk Herrmann Tower“, in dem der Regierungssitz Estlands beheimatet ist. Gegenüber liegt die Aleksander Nevski Kathedrale, ein prächtiger Bau, der jedoch die Besucher nur in den vorderen Bereich der orthodoxen Kirche lässt. Das Hostel war dank Navi schnell gefunden und unser Gastgeber, ein sehr freundlicher Japaner, wies uns in Zimmer und sicheren Abstellplatz (Treppenhaus) für unsere Fahrräder ein. Auch in diesem Hostel ist Dusche und WC gleich mit dem Mehrbettzimmer verbunden. Duschen und „stadtfein machen“ ist angesagt. Tallinns Altstadt steht unter Denkmalschutz. Touristen aus 6 in Worten „sechs“ großen Feriendampfern (Aida usw.) liegen im Hafen von Tallin und strömen zu den Sehenswürdigkeiten. Das wird von der Gastronomie ausgenutzt. Das mäßige Essen ist mindestens so teuer wie in Deutschland. Nach dem Einfangen von „Nachtbildern“ haben wir für ein 0,5 l Bier (ohne dass das Getränk unseren deutschen Ansprüchen standhalten würde) 6,50 € bezahlt! Mit guten Bildern und enttäuscht über die hohen Preise finden wir unser Hostel zur Nachtruhe fast automatisch.

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