Donnerstag, der 20.06.2013; in der Stadt Nykarleby;

Bild des Benutzers Heiner

Die Sommersonnenwende steht bevor. Die Mittsommernachtsfeier findet in Finnland erst am Samstag den 22.06.2013 – immer am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni – statt!
Da wir letzte Nacht nach Auswählen von Bildern für unseren Blog erst ca. 0:30 Uhr ins Bett kamen, schlafen Karl-Josef und ich erst mal bis 8:00 Uhr aus, während Jürgen schon am Laptop im Aufenthaltsraum sitzt. Während des Frühstücks fängt es bereits heftig an zu regnen und wir beschließen bis mittags zu warten. Karl-Josef schreibt, ich lese…. Ca 15:00 Uhr fährt Jürgen in den Ort zur Post. Er will meinen defekten Nabendynamo und einige überflüssige Dinge nach Hause schicken. Gleichzeitig erledigt er den Einkauf. Ich versuche währenddessen den Mantel vom Vorderrad besser zu zentrieren. Bei der neuen Felge stellt sich dies als sehr schwierig heraus. Gestern „eierte“ jedenfalls mein neues Vorderrad nicht unerheblich. Um 17 Uhr schließlich regnet es immer noch und wir melden uns für eine weitere Nacht an. Die voll ausgerüstete Küche darf als luxuriös eingestuft werden. Der Aufenthaltsraum ist auch sehr schick. Also war die Qual der Wahl nicht allzu groß, obwohl die Schweizer Freunde Sepp, Werni und Eddi unser Kommen in Jakobstad per E-Mail schon mit dem Hinweis angemahnt haben: Das Bier stünde ja schon kalt! Es gibt − von Jürgen zubereitet − Kartoffel, Spinat, Spiegeleier und kleine Frikadellen (Kötbullar) zum Abendessen, alles sehr köstlich, vor allem aber der Nachtisch: Vanilleeis mit Erdbeeren lässt uns das schlechte Wetter vergessen. Eine Gruppe von Frauen in traditionellen Kleidern mit Kindern taucht im Aufenthaltsraum auf und sorgt dafür, dass es nicht mehr langweilig ist. Sind es Finnen, Schweden oder Romas? Wir wissen es nicht genau. Sie bleiben wohl die Nacht auf dem ansonsten leeren Campingplatz, um dann bei der Mittsommernachtsfeier dabei zu sein. Unelma in ihrer Tracht lässt sich von mir fotografieren. 19:00 Uhr baue ich meinen Zeltschlafplatz wieder auf, ruhe mich noch etwas aus und verbringe den Rest des Abends mit den Jungs im Aufenthaltsraum. Ab 20 Uhr hört es auch auf zu regnen und wir haben die Hoffnung, morgen wieder weiter gen Norden aufbrechen zu können. Um 21 Uhr beginnt das große Abendessen der Trachtengruppe mit Männern und es wird sehr laut. Erst essen die Männer, dann erst die Frauen. Gegen 10:30 Uhr erfahre ich, während ich den Text über die Schären schreibe, dass wir von der sehr freundlichen Chefin des Campingplatzes ein Apartment angeboten bekommen haben (ohne Zuzahlung!). Wir nutzen die Chance, weil wir jetzt auch die Zelte trocknen können. Auch erfahren wir, dass die Gruppe aus ungarischen Romas besteht.
Als Nachtrag heute: Die Schärenwelt des Kvarken (5600 Inseln, 2 416 km Küstenlinie, 2500 Einwohner) − UNESCO-Welterbe seit 2006
Die geologische Geschichte des Kvarkengebiets beginnt vor etwa 2 Milliarden Jahren. Ihre endgültige Form hat die heutige Landschaft während der letzten Eiszeit erhalten. Die bis zu 3 km dicke schwere Eismasse presste die Erdkruste im Kvarkengebiet etwa 800 m nach unten. In der Phase des Abtauens des Eispanzers vor etwa 10 000 Jahren war die Ostsee etwa 300 m tief. Direkt nach Abtauen des Eispanzers betrug die Landhebung über einen Meter pro Jahr. Zur Zeit beträgt die Landhebung noch 8,5 mm pro Jahr. Die Landfläche des Schärengebiets wächst jährlich um einen Quadratkilometer.(also schnell noch Land kaufen, Riesenrendite!) In 2500 Jahren wird das Niveau des heutigen Meeresspiegels erreicht sein und eine Landbrücke zwischen Finnland und Schweden bilden. Die Landhebung legt die ganze Zeit neue Schären frei, während die größeren Inseln einen Waldbewuchs erhalten. In den äußeren Inseln sind die Gryllteiste, der Tordalk, die Schmarotzerraubmöwe und die bedrohte Bergente, wie auch der Seeadler zu finden. Die Meeresbuchten, die als eine Folge der Landhebung allmählich in Seen übergehen, stellen die Kinderstuben des Meeres dar. In den seichten und warmen Gewässern tummeln sich zahlreiche Tiere am Boden und jedes Jahr im Frühjahr werden sie von unzähligen Barschen, Rotungen, Hechten und Alanden bevölkert, die in den Seen laichen. Es gibt 24 endemische Pflanzenarten, die nur an den Stränden der Ostsee vorkommen, 16 davon allein im Schärengebiet.
Nachspann:
Hier wird zugleich Johannistag gefeiert. Ich schicke daher Dir lieber Johannes in Zürich herzliche Glückwünsche zum Namenstag aus dem hohen Norden!
Nur für Interessierte: Der Namenspatron Johannes der Täufer war zu seiner Zeit ein Revolutionär, weil er an der damaligen Priesterschaft und vor allem dem Tempel in Jerusalem vorbei allein durch seine Taufe und einen notwendigen inneren Sinneswandel Heil versprach und deshalb möglicherweise als Unruhestifter angezeigt wurde. Ähnlich erging es auch Meister Eckard, der nur durch seinen frühen Tod der Inquisition entging. Auch er versprach Heil und Verbindung mit Gott auf dem direkten Weg durch Kontemplation, daher ohne die Notwendigkeit der Kirche. Wenn sie heute wiederkämen, würde ihnen sicher zunächst die Lehrbefugnis entzogen und sie säßen vielleicht mit Prof. Hans Küng beim Skat zusammen.

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