Heiner muss wohl erst gegen 3:30 Uhr in den Schlafsack gekrochen sein. Er hatte sich mit den Campingnachbarn über Norwegen, Land und Leute, sowie deutsche Autos, die hier gerne gefahren werden, unterhalten. Als ich um 8:00 Uhr die Nase aus dem Zelt streckte, galt mein erster Blick dem Himmel. Es war ungewohnt finster. Eine dichte, tiefgraue Wolkendecke hatte dem fröhlichen Treiben und der herrlichen Sonne des Vortages ein Ende gesetzt. Aufmunternd war ein großartiges Frühstück in der komfortablen Platzküche. Lachs, gekochte Eier, Salami und Käse auf einem schmackhaften Körnerbrot mit Müsli und viel Kaffee besänftigten uns zunächst. Das bisher trockene Zelt erhielt die ersten Regentropfen. In den Radtaschen war bereits alles abfahrbereit eingepackt. Donner und intensiver Regen unterbrachen unsere Aktivität und wir flüchteten ins Zelt. Die unfreiwillige Pause dauerte bis 12:00 Uhr. Es war warm aber – es regnete nicht mehr. Die ersten blauen Lichtblicke waren zu sehen und so verpackten wir das nasse Zelt und fuhren zügig zur Nationalstraße 8. Nochmal prüften wir, ob die längere Nebenstrecke und damit Radroute zum Weiterkommen geeignet ist oder der direkte und damit kürzere Weg die Straße „8“ heute besser erscheint. Es war Samstag nach Johannistag – Mittsommernacht und damit für die Finnen Feiertag. Daher ist nicht mit LKW-Verkehr zu rechnen. Der Wind hatte die Straße trocken gefegt und so hofften wir, schnell über die „8“ ohne nass zu werden an unser 60 km entferntes Ziel zu kommen. Über unseren Köpfen trieben Wind, Sonne und Wolken ihr Spiel. Nach einiger Zeit war im Rückspiegel, also im Süden, blauer Himmel zu sehen. Vor uns schwarze Wolken. Der Wind war sehr böig und drückte mich seitlich fast in den Straßengraben. Es war nicht einfach das schwere Rad auf dem schmalen Randstreifen zu halten. Neben der Fahrbahn befindet sich ein durchgehender weißer Streifen. Daneben knapp ein Meter Platz für uns. Die Fahrzeuge rasen vorüber und halten meist Abstand. Wir fahren im Windschatten. Ich einen halben Meter hinter Jürgen dann Heiner. Der Himmel zieht sich immer mehr vor uns zu und wir machen mit den ersten Regentropfen Mittag an einer Tankstelle mit Pizzarestauration. Das Schnellrestaurant lieferte nach einer Stunde Wartezeit die bestellten Pizzas an den Tisch. Wir hatten es nicht eilig, da draußen der erwartete Regen niederging. Auf der Weiterfahrt trieben Wolken und Wind ihr Spiel ohne dass es regnete. Außerhalb der Ortschaft hatte sich nun der Wind gedreht und wehte nun sehr böig von Nord-Westen. Aber nun vor uns ein blauer Streifen der immer größer wurde und immer näher kam wie wir ihm entgegeneilten. Das Wolkenband wich zurück, irgendwann stand es über unseren Köpfen, nur vor uns blauer Himmel und Sonne. Die Wolken zogen sich zurück, die Sonne wärmte meine verschwitzte Kleidung. Wir waren trocken davon gekommen. In Raahe angekommen begann das Suchen. Auf der 600.000-Karte war ein Zeltplatz eingezeichnet. „Den gibt es nicht mehr“ sagte ein Passant. Ein nächster wurde gefragt. Erst ein Tourist mit Stadtplan lieferte den ersten Beweis für die Existenz eines Campinglatzes. Wir fuhren in die vermutete Richtung. Eine Walkerin gab dann den richtigen Hinweis: „Ja, es gibt einen neuen Campingplatz Ortsteil Mikonkarin“. Ich hatte dann auch den Ort im Navi ausfindig gemacht. Nach 5 km erreichten wir einen sehr großen Platz voller Wohnmobile und Wohnwagen und neuen modernen Häusern. Am Rand campte ein Hamburger, der mit dem Fahrrad aus Schweden kam und die Ostsee links herum umradelte. Er habe bis hier 7 Wochen benötigt, berichtete er. Natürlich erfolgte ein Austausch über das Erlebte, Wege oder Radprobleme bzw. neue Ziele. Nach dem reichlichen Abendessen rutschten wir müde in den Schlafsack. Die vergangene Nacht war ja kurz gewesen.






